So öffnest du E-Mails sicher: Der ultimative Leitfaden gegen Phishing und Viren

Es ist eigentlich keine Raketenwissenschaft, sich vor E-Mail-Viren zu schützen. Du brauchst weder ein überteuertes Arsenal an Sicherheits-Software noch technisches Spezialwissen. Was wirklich zählt: Ein wenig gesunder Menschenverstand, Achtsamkeit und ein paar einfache Grundregeln. Umso erstaunlicher ist es, dass rund 90 % aller Cyberangriffe ihren Ursprung in einer E-Mail haben. Dieser Leitfaden zeigt dir, wie du mit praktischen Maßnahmen auf der sicheren Seite bleibst.

1. Warum E-Mails heute gefährlicher sind als je zuvor

E-Mails sind nicht tot – im Gegenteil. Sie sind eines der effektivsten Einfallstore für Schadsoftware – wenn nicht gar das Einfallstor schlechthin. Moderne Phishing-Mails werden mithilfe von KI-Tools immer realistischer.

Selbst die Sprache klingt nicht mehr nach Google Translate, sondern nach einem echten Menschen. Hinzu kommt: Die Angreifer nutzen zunehmend gehackte E-Mail-Konten oder manipulierte Absenderadressen, um Vertrauen zu erschleichen. Selbst wenn du den Absender (scheinbar) kennst, ist Vorsicht geboten.

Im Kern verfolgen Betrüger immer nur zwei mögliche Ziele:

2. Häufige Angriffsszenarien im Unternehmensumfeld

Phishing-Mails wirken heute oft erschreckend authentisch – und sind gezielt auf Rollen innerhalb eines Unternehmens zugeschnitten. Hier sind typische Beispiele aus der Praxis:

  • Personalabteilung: Der Bewerbungs-Trick

    Du bist in der Personalabteilung oder leitest ein kleines Team. Plötzlich landet eine Bewerbung in deinem Postfach. Der Text ist professionell, der Lebenslauf hängt als .docm-Datei an. Alles sieht ganz normal aus - bis auf den Punkt: Ihr habt gerade gar keine Stelle ausgeschrieben. Beim Öffnen aktiviert sich ein eingebettetes Makro und installiert Schadsoftware im Hintergrund.

  • Buchhaltung: Die falsche Rechnung

    Ein Mitarbeiter in der Buchhaltung erhält eine E-Mail mit dem Betreff "Offene Rechnung aus Dezember". Die E-Mail-Adresse sieht aus wie die eines echten Lieferanten. Tatsächlich aber stammt sie von einer leicht veränderten Domain (z. B. statt firma-liefert.de nun firma-liefert.net). Der Anhang: Eine PDF, die angeblich eine Mahnung enthält. Im Anhang versteckt sich eine Datei mit eingebettetem Script, das nach Öffnen unbemerkt Schadcode ausführt.

  • Marketing & Vertrieb: Die gefälschte 1-Stern-Rezension

    Du erhältst eine E-Mail, scheinbar von Google oder einem Bewertungsportal: "Eine neue 1-Stern-Bewertung wurde veröffentlicht - reagieren Sie jetzt!" Der enthaltene Link führt nicht zur echten Bewertungsplattform, sondern auf eine gefälschte Login-Seite oder startet einen Dateidownload. Die Dringlichkeit soll dich zu unüberlegtem Handeln verleiten - und genau das nutzen Angreifer aus.

  • IT-Abteilung: Angriff unter falscher Flagge

    Eine Mail kommt angeblich vom Support eures eigenen Webhosters: "Wir mussten Sicherheitsmaßnahmen ergreifen. Bitte loggen Sie sich über den folgenden Link ein, um Ihre Website wiederherzustellen." Der Link führt auf eine Phishing-Seite, die aussieht wie das echte Login-Portal. Wer dort seine Zugangsdaten eingibt, übergibt sie direkt an die Angreifer.

  • Mail vom eigenen ITler: "Bitte mal dein Passwort erneuern"

    Du bekommst eine E-Mail mit dem Hinweis: "Dein Passwort ist in einer gehackten Datenbank aufgetaucht. Bitte hier schnellstmöglich ändern." Das Layout sieht so aus, als käme es direkt von deinem ITler – Logos, Sprache und Signatur wirken glaubwürdig. Doch der Link führt zu einer nachgebauten Login-Seite, auf der deine Zugangsdaten direkt an die Angreifer gehen. Besonders perfide: Diese Masche ist oft individuell auf deine Firma zugeschnitten (sogenanntes Spear-Phishing) – zum Beispiel mit echten Namen aus dem Impressum oder interner Sprache.

➡ Lösung: Der wirksamste Schutz gegen diese Art von Angriffen ist nicht Technik - sondern Aufmerksamkeit. Phishing-Mails zielen nicht darauf ab, Firewalls zu knacken, sondern Menschen zu täuschen. Deshalb hilft auch kein teures Sicherheitssystem, wenn grundlegende Achtsamkeit fehlt.

Halte bei jeder verdächtigen E-Mail kurz inne und frage dich:

Wenn du Zweifel hast und den Absender vermeintlich kennst: Lieber kurz beim Absender direkt telefonisch nachfragen, bevor du etwas öffnest oder anklickst. Achtsamkeit, gesunder Menschenverstand und ein paar einfache Regeln machen oft den entscheidenden Unterschied.

3. Erste Hinweise: Wie erkenne ich eine gefälschte E-Mail?

Viele Phishing-Mails wirken auf den ersten Blick professionell. Doch es gibt eine Hand von Indizien, die dich stutzig machen sollten – selbst wenn der Absender auf den ersten Blick bekannt wirkt.

  • Absendername und Absenderadresse vergleichen

    Sehr oft steht bei gefälschten E-Mails in der Kopfzeile ein seriöser Absendername wie "Sparkasse Musterstadt", aber die eigentliche E-Mail-Adresse lautet dann z. B. sparkasse.musterstadt@gmail.com. Professionelle Unternehmen nutzen niemals kostenlose Anbieter wie Gmail oder Yahoo für offizielle Kommunikation. Auch kleine Unterschiede in der Domain (z. B. @sparkasse-musterstat.de) sollten dich misstrauisch machen.

  • Linkziel überprüfen (Mouseover-Trick)

    Am Computer: Fahre mit der Maus über einen Link, ohne ihn anzuklicken. Ganz unten (meistens links) im Browser oder Mailprogramm siehst du dann, wohin der Link wirklich führt (Testlink).
    Auf mobilen Geräten ohne Maus: Halte den Finger auf dem zu prüfenden Link gedrückt. Der Link wird dann entweder angezeigt oder lässt sich zumindest kopieren, um ihn genauer untersuchen zu können. Sieht das verdächtig aus oder hat nichts mit dem angeblichen Absender zu tun? Dann Finger weg!

  • Anhänge & Dateiformate kritisch hinterfragen

    Viren-Mails enthalten häufig verdächtige Anhänge – zum Beispiel ZIP-Pakete oder Office-Dokumente mit eingebauten Schadfunktionen. Wenn du einen Anhang bekommst, den du nicht erwartest oder dessen Format dir nichts sagt, ist Vorsicht geboten.
    Mehr dazu erfährst du im nächsten Abschnitt: Was tun bei verdächtigen Anhängen?

  • Sprachliche Auffälligkeiten oder unpersönlicher Inhalt

    Viele Phishing-Mails sind mittlerweile erstaunlich gut formuliert, vor allem durch KI-Unterstützung. Dennoch finden sich häufig kleine sprachliche Auffälligkeiten: Seltsame Betreffzeilen, eine unpersönliche und allgemeine Anrede, das Fehlen einer korrekten Kundennummer, Übersetzungsfehler oder grammatikalische Unstimmigkeiten. Auch das sind in Kombination alles Hinweise auf eine gefälschte Massenmail.

  • Passt der Kontext zur Realität?

    Erwartest du diese Mail überhaupt? Hast du wirklich ein Paket bestellt, auf das sich die Versandbenachrichtigung bezieht? Bist du überhaupt Kunde bei der Bank, von der diese angebliche Sicherheitswarnung stammt? Auch wenn du in einem Unternehmen mit mehreren Akteuren in einem Sammelpostfach arbeitest, solltest du keine E-Mails weiterverarbeiten, bei denen du diese Fragen nicht mit Ja beantworten kannst.

  • Haben andere die E-Mail ebenfalls erhalten?

    Via Suchmaschine lässt sich nach der E-Mail-Adresse des Absenders oder nach Ausschnitten des Nachrichteninhalts suchen. Viele Betrugsmails werden massenhaft versendet und landen dadurch auf Plattformen wie antispam-ev.de oder in einschlägigen IT-Foren. Dort tauschen sich Betroffene aus, teilen Screenshots und warnen andere. So lässt sich schnell herausfinden, ob du der Einzige bist oder ob es sich um eine bekannte Masche handelt.

  • Dringlichkeit, Druck oder Panikmache

    "Bitte sofort reagieren!" - "Ihr Konto wird gesperrt!" - "Inkasso-Warnung!". Phishing-Mails setzen oft auf emotionale Druckmittel, damit du gar nicht erst nachdenkst. Wenn du das Gefühl hast, unter Stress eine Entscheidung treffen zu müssen, ist das ein Warnsignal.

➡ Lösung: Wenn dich eine oder mehrere dieser Punkte bei einer E-Mail stutzig machen, dann:

Denn lieber eine echte Mail zu viel gelöscht, als einem gefälschten Link aufgesessen. Wichtige Dokumente mit dringlichen Anliegen wie Mahnungen kommen in der Regel sowieso amtlich via Post – zumindest von seriösen Unternehmen.

4. Was tun bei verdächtigen Anhängen?

E-Mail-Anhänge sind ein beliebtes Einfallstor für Schadsoftware – vor allem, weil viele Menschen sie in unachtsamen oder stressigen Momenten unbedacht öffnen. Dabei gibt es einige einfache Regeln, mit denen du dich schützen kannst:

  • Öffne niemals ungeprüfte Anhänge

    Wenn du dir nicht absolut sicher bist, wer dir den Anhang geschickt hat oder ob du überhaupt etwas erwarten solltest: Lass die Datei (egal was für eine) geschlossen! Lieber einmal zu vorsichtig als einmal zu leichtsinnig.

  • Frage dich: Passt der Anhang überhaupt zum Kontext?

    Warum sollte dir jemand eine Rechnung als ZIP-Datei schicken? Oder einen Link zu einer Website in ein PDF-Dokument schreiben, wenn er ihn auch einfach direkt in die Mail schreiben könnte? Sei besonders vorsichtig bei unerwarteten Anhängen, die keinen erkennbaren Zweck erfüllen oder die für den Zweck der E-Mail schlichtweg überflüssig sind.

  • Im Zweifel: Rücksprache halten

    Wenn du den Absender kennst, frag kurz nach: "Hast du mir wirklich diese Datei geschickt?" Aber rufe nicht die Nummer aus der E-Mail an, sondern eine, die du aus einer sicheren Quelle kennst (z.B. aus dem Impressum oder einem früheren Kontakt).

  • Schau dir die Dateiendung an

    Die letzten Buchstaben hinter dem Punkt sagen dir, was für eine Art Datei du da vor dir hast. Eine .pdf ist (in der Regel) harmlos, eine .exe, .zip, .docm oder .js kann sehr gefährlich sein. Wenn du den Dateityp nicht kennst: Nicht öffnen!

Die folgende Liste gibt dir einen Überblick über  verschiedene Dateitypen, die gerne auch per Mail versendet werden zzgl. einer Einschätzung ihres jeweiligen Gefahrenpotentials:

DateiformatBedeutung / BeispielEinschätzung
.txt / .log / .mdReine Textdateien🟢 Unkritisch – reiner Text
.jpg / .pngBilddateien🟢 Unkritisch bei reiner Anzeige
.pdfPortable Dokumente (z.B. Rechnung)🟡 Mittel - prüfbar
.doc / .docxWord-Dokument🟠 Vorsicht bei unbekannten Absendern
.xls / .xlsxExcel-Tabelle🟠 Vorsicht bei unbekannten Absendern
.html / .htmWebseiten-Format🟠 Enthält wahrscheinlich Phising
.docmWord mit Makros🔴 Hochriskant
.xlsmExcel mit Makros🔴 Hochriskant
.zipKomprimierter Dateiordner🔴 Hochriskant
.exeAusführbares Programm (Windows)🔴 Sehr gefährlich
.jsJavaScript-Datei🔴 Sehr gefährlich
.bat / .cmdWindows-Systemskripte🔴 Sehr gefährlich
.regWindows-Registrierungseintrag🔴 Sehr gefährlich
.lnkWindows-Verknüpfung🔴 Sehr gefährlich

➡ Fazit: Leider sind tatsächlich nur die wenigsten Dateitypen wirklich frei von Gefahren. Selbst gängige Dateitypen wie .pdf's können potentielle gefährlich sein. Wenn du den Dateityp nicht kennst oder keinen Bezug zum Inhalt hast - nicht öffnen! Lieber einen Experten fragen oder den Absender (über sichere Kanäle) kontaktieren. Je vertrauter du mit den gängigen Dateitypen wirst, desto besser kannst du einschätzen, ob ein Anhang riskant ist. Beachte neben dem Anhang selbst aber auch immer die in Abschnitt 3 genannten weiteren Kriterien.

PS: Manche Angreifer versuchen den Dateityp zu verschleiern, indem Sie mehrere Dateitypen mieinander verketten wie etwa Rechnung.pdf.reg. Ausschlaggebende Dateiendung ist immer der hinterste Part. Bei diesem Beispiel handelt es sich also nicht um eine PDF-Datei, sondern um eine gefährliche .reg-Datei.

5. Wie du verdächtige Anhänge trotzdem sicher prüfen kannst

⚠️ Achtung

Dieser Abschnitt erfordert ein gewisses Maß an technischem Verständnis. Wenn du dir bei einem der Schritte unsicher bist, hole dir Unterstützung von einer IT-Fachkraft oder öffne die Datei besser gar nicht. Sicherheit geht vor!

Manchmal musst du eine Datei trotzdem überprüfen – z. B. weil du dir trotz aller obiger Punkte unsicher bist, ob sie echt ist, oder weil du tatsächlich auf eine wichtige Mail wartest, welche dir aber verdächtig vorkommt. In diesem Fall kannst du mit folgenden Maßnahmen auf Nummer sicher gehen, ohne dabei die Datei direkt zu öffnen:

5.1. Vermeide Online-Konverter

Kostenfreie Online-Konverter bieten dir die Möglichkeit, Dateien in einem unsicheren Format hochzuladen und  sie dort in ein sicheres Format umzukonvertieren. Klingt nach einer einfachen und effektiven Lösung, aber dennoch solltest du diese nicht verwenden, da du nicht 100% wissen kannst, was mit den hochgeladenen Daten im Nachhinein geschieht und gleichzeitig vorab nicht wissen kannst, ob die Datei nicht vielleicht doch echte und vertrauliche Inhalte enthält.

5.2. Virustotal ist ein NoGo!

Online-Scanner wie virustotal.com laden die Datei auf Server von Google & Co hoch. Das ist nicht nur ein Datenschutzrisiko, besonders bei sensiblen Geschäftsunterlagen, sondern auch strafbar. Für unsensible und unpersönliche Dateien kann das okay sein, aber hier beißt sich die Katze wieder in den Schwanz, denn das wissen wir nicht, wenn wir sie nicht zuvor geöffnet haben, was wir ja gerade aufgrund des Verdachts vermeiden wollen.

5.3. Datei (nur) in einer sicheren Umgebung öffnen

Unter Windows solltest du die verdächtige Datei nicht direkt auf dem Hostsystem öffnen (nicht einmal in der Vorschau), da bereits das Rendern von Inhalten Schadcode ausführen kann. Für eine sichere Umwandlung nutze idealerweise eine virtuelle Umgebung, z. B. ein isoliertes Windows- oder Linux-System via dem kostenfreien VirtualBox von Oracle. Dort kannst du die Datei dann mit Tools wie PDF24 oder einem lokalen Konverter in ein Bild umwandeln.

5.4. PDF oder Word-Datei in ein Bild umwandeln

Statt ein Dokument direkt zu öffnen, kannst du es in ein Bild konvertieren. Bilder enthalten keinen ausführbaren Code und können somit nicht plötzlich Software starten. Rein theoretisch besteht auch hier ein Restrisiko, dass ein Schadcode durch die Konvertierung aktiviert wird – etwa durch eine Sicherheitslücke im genutzten Tool. Dieses Risiko halte ich jedoch für so gering, dass es in der Praxis meist vertretbar ist – insbesondere, wenn der Vorgang in einer isolierten Umgebung erfolgt.

  • PDF-Anhänge in Bilddateien konvertieren

Unter Linux kannst du das bewährte Tool gs (Ghostscript) nutzen, um PDF-Dateien sicher in Bilder zu konvertieren. Es ist in der Regel nicht vorinstalliert, lässt sich aber einfach über die Paketverwaltung installieren:

				
					sudo apt install ghostscript
				
			

Beispiel zur Umwandlung:

				
					gs -dNOPAUSE -sDEVICE=pngalpha -r300 -sOutputFile=seiten-%03d.png -dBATCH "/pfad/zur/datei.pdf"
				
			

Damit wird jede Seite der PDF in eine separate PNG-Datei umgewandelt – sicher, schnell und ohne das PDF direkt zu öffnen.

Auch unter Windows kannst du Ghostscript nutzen. Lade es dir von der offiziellen Website herunter und verwende dort die Konsolenversion gswin64c.exe z. B. wie folgt:
				
					gswin64c.exe -dNOPAUSE -sDEVICE=pngalpha -r300 -sOutputFile=seiten-%03d.png -dBATCH "C:\Pfad\zur\datei.pdf"

				
			
  • Office-Dokumente (Word und Excel) sicher in Bilddateien konvertieren

Für Word- und Excel-Dokumente kannst du vorher mit LibreOffice im Headless-Modus eine PDF erstellen und diese anschließend wie oben beschrieben weiterverarbeiten

Word (.doc, .docx):

				
					libreoffice --headless --convert-to pdf dokument.docx
				
			

Excel (.xls, .xlsx):

				
					libreoffice --headless --convert-to pdf dokument.xlsx
				
			

5.5. .html-Datei in reinen Texteditor laden

Wenn es sich um textbasierte Dateien wie .html-Dateien handelt, besteht die Möglichkeit diese in einen einfachen Texteditor wie notepad.exe mittels Drag & Drop hineinzuziehen. So kannst du erkennen, ob dort z. B. verdächtiger Code oder Phising-Links versteckt sind. Auch andere textbasierte Dateien wie .bat- oder .reg-Dateien lassen sich über einen Texteditor gefahrfrei begutachten. In derartige Dateien musst du allerdings nicht erst reinschauen, um davon ausgehen zu können, dass es sich um einen Virus handelt. Unter keinen Umständen solltest du derartige Dateien über einen Doppelklick starten oder das Programm, für das sie offiziell vorgesehen sind.

5.6. Datei entpacken und Einzelinhalte prüfen

Bei ZIP-Dateien gilt: Entpacke sie nicht einfach per Doppelklick. Verwende Tools wie 7-Zip, um vorab zu sehen, was darin steckt – und welche Endungen die enthaltenen Dateien haben. Aber auch hier ist Vorsicht geboten: Ein falscher Klick und dein System ist infiziert. Wenn du also nicht genau weißt, was du tust, tue es lieber nicht und ziehe einen Experten hinzu.

➡ Fazit: Verdächtige Dateien lassen sich durchaus prüfen - aber eben nicht wie gewöhnliche Office-Dokumente. Es braucht dafür kein Hacking-Wissen, sondern vor allem einen klaren Kopf, ein bisschen Technikverstand und das Wissen, dass eben nicht jeder Klick harmlos ist. Wer potenziell gefährliche Anhänge geduldig und über Umwege öffnet (z.B. in einer isolierten Umgebung oder als Bild), zeigt digitale Souveränität. Denn es geht nicht darum, Angst zu haben, sondern darum, Risiken klug zu umschiffen. Das Wichtigste ist: Nicht unbedacht öffnen. Lieber erst einen Umweg gehen - das spart dir im Zweifel viel Zeit, viel Geld und viele Nerven.

6. Warum Antivirensysteme nicht die Lösung sind

Antivirensysteme geben vielen Nutzern ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Und trotz ihrer Existenz werden Systeme trotzdem täglich dutzendfach infiziert. Auch dort, wo Antiviren-Systeme aktiv im Einsatz sind.

Woran liegt das? Hat man sich vielleicht für das falsche Produkt entschieden? Oder für den falschen Anbieter? Sollte man doch das Ultimate-Paket mit 10 Schutzmodulen einsetzen, statt lediglich das Premium-Paket mit nur 5 Schutzmodulen?

Fragen über Fragen… Und sie alle führen in die falsche Richtung, denn tatsächlich spielt es keine große Rolle, für welchen namhaften Anbieter oder welches Paket du dich entscheidest.

Moderne Antivirenprogramme nutzen heute mehrere Techniken zur Erkennung von Schadsoftware. Dennoch bleibt ein gemeinsames Grundproblem bestehen: Diese Systeme reagieren in erster Linie auf bekanntes Verhalten oder auffällige Muster. Und das ist oft zu spät. Schadsoftware kann diese Systeme leicht umgehen, indem sie sich für die Mechanismen der Antivirensysteme unauffällig oder erst einmal gezielt harmlos verhält. Zwar analysieren heuristische Verfahren das Verhalten von verdächtigen Programmen, um auch ihnen noch unbekannte Bedrohungen zu erkennen – aber das wissen die Entwickler von Schadsoftware natürlich auch. Und genauso, wie Hersteller von Antiviren-Systemen Viren auf Ihr Verhalten hin untersuchen, machen das die Entwickler von Schadsoftware natürlch auch mit Antivirensystemen. Und auch Antivirensysteme nutzen keine Magie, sondern befolgen eine strikte Abfolge fest definierter Regeln.

Was viele ebenfalls nicht wissen: Auch Antivirenprogramme selbst haben immer wieder mit Sicherheitslücken zu kämpfen. Da sie tief ins System eingreifen, können Fehler in der Software von Angreifern gezielt ausgenutzt werden – ausgerechnet über den vermeintlichen Schutzmechanismus.

➡ Fazit: Antivirensysteme sind nicht die Lösung, können aber zur Lösung beitragen, sofern du sie als kleines Puzzlestück eines Gesamtkonstrukts betrachtest. Ein gewaltiger Trugschluss ist es, du könntest darauf vertrauen, dass dein Antivirensystem bei einem Klick auf einen verdächtigen Link oder Anhang schon Alarm schlagen wird, wenn es sich um eine Bedrohung handelt und du seist nach einem Klick sicher, nur weil kein Alarm erschienen ist. Der wirkungsvollste Schutz beginnt immer mit deinem Verhalten:

Wer diese Grundprinzipien beachtet, ist sicherer unterwegs als jemand, der sich blind auf Software verlässt.

7. Fortgeschritten: E-Mails in isolierter Umgebung verwalten

Eine besonders effektive, aber auch aufwendigere Methode ist der Einsatz einer virtuellen Maschine (VM), um potenziell gefährliche E-Mails in einer isolierten Umgebung zu öffnen. Die Idee dahinter: Wenn ein Anhang Schadsoftware enthält, kann er sich nur innerhalb der VM ausbreiten – nicht aber dein echtes Betriebssystem angreifen.

In der Praxis bedeutet das: Du rufst deine Mails innerhalb einer VM ab, z. B. mit einem E-Mail-Client wie Thunderbird oder Outlook. Anhänge öffnest du ausschließlich dort, nicht auf deinem Hauptsystem. Im Ernstfall kannst du die VM einfach zurücksetzen oder komplett löschen.

Besonders für Menschen, die regelmäßig Bewerbungen, Rechnungen oder unbekannte Dateianhänge erhalten, kann sich dieser Aufwand lohnen – zum Beispiel in der Personalabteilung, der Buchhaltung oder im IT-Support.

Aber: So eine Sandbox-Lösung ist nicht ganz trivial. Du brauchst eine geeignete Virtualisierungssoftware (z. B. VirtualBox, Hyper-V oder KVM), musst Netzwerkfreigaben einrichten und gegebenenfalls auch USB-Geräte wie Drucker in die VM durchreichen. Zusätzlich kann für Windows-basierte VMs eine eigene Lizenz nötig sein. Und wenn du Dokumente aus der VM exportieren willst, muss ein sicherer Weg gefunden werden (z. B. ein dedizierter Transfer-Ordner mit Virenprüfung).

➡ Fazit: Wer mit sensiblen oder unbekannten Anhängen arbeitet, sollte über eine virtuelle Umgebung nachdenken. Sie schützt das eigentliche System und macht es möglich, E-Mails deutlich entspannter zu prüfen - vorausgesetzt, man ist technisch etwas versiert oder holt sich professionelle Unterstützung.

8. Was tun, wenn es nun doch passiert ist?

Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen kommt es dennoch vor, dass die Praxis die Theorie schlägt. Was also tun, wenn du versehentlich doch einen verdächtigen Anhang geöffnet oder auf einen verdächtigen Link geklickt und Daten eingegeben oder gar etwas heruntergeladen hast?

  • 1) Ziehe (sofort!) den Stromstecker

    Das gilt insbesondere dann, wenn du einen verdächtigen Anhang geöffnet oder etwas von einer verdächtigen Seite heruntergeladen hast. Fahre den PC auch nicht normal herunter. Ziehe einfach den Stecker. Wenn es sich um ein Notebook handelt, schaue, ob du den Akku entfernen kannst. Wenn nicht trenne zumindest die Verbindung zum Internet.

  • 2) Kontaktiere (anschließend!) die IT-Abteilung

    Der IT-Abteilung schilderst du dann, was passiert ist und welche Schritte du bisher unternommen hast. Dein ITler wird dann eine Risikoabschätzung vornehmen und dir sagen, was als nächstes zu tun ist. Der PC sollte in dem Moment schon ausgeschaltet sein. Je nachdem, um was es sich für einen Virus handelt, zählt jede Sekunde - u.a., da es Viren gibt, die deinen Rechner oder gar rechnerübergreifend auch Freigaben im Netzwerk verschlüsseln, um anschließend ein Lösegeld zu erpressen.

  • 3) Zögere nicht!

    Vielleicht hast du Angst davor, das Missgeschick zu melden weil du negative Konsequenzen befürchtest. Doch diese Angst ist in diesem Augenblick unangebracht. Unfälle passieren - gerade im Hinblick darauf, dass Betrüger wie eingangs erwähnt auch immer raffinierter werden. Das einzig falsche Verhalten in einer Situation ist es zu zögern und es schlimmstenfalls gar nicht erst zu melden. Auch wenn dein Antiviren-System nichts gemeldet hat - wiege dich nicht in falscher Sicherheit. Manche Schädlinge schlafen die meiste Zeit und sammeln unbemerkt im Hintergrund Daten - z.B. über Tastatureingaben inkl. eingegebener sensibler Passörter. Wenn du unsicher bist, gebe Bescheid. Es wird dir im Nachhinein niemand mit auch nur ein bisschen Ahnung übel nehmen.

9. Fazit

Wer denkt, mit einem installierten Virenscanner sei alles geregelt, verkennt die Realität: Die meisten erfolgreichen Angriffe setzen nicht auf Technik, sondern auf den Menschen – genauer gesagt auf seine Unachtsamkeit, seine Routine oder seinen Stress.

Moderne Phishing-Mails sind keine schlecht übersetzten Spam-Versuche mehr. Sie sind gezielt, teilweise individuell zugeschnitten und nutzen psychologische Tricks, um Vertrauen zu erschleichen oder Druck zu erzeugen. Kein Tool der Welt kann in allen Fällen erkennen, was davon echt und was gefälscht ist.

Umso wichtiger ist es, E-Mail-Sicherheit nicht als einmalige Checkliste zu verstehen, sondern als fortlaufende Achtsamkeit. Ein wacher Blick auf Absender, Anhang und Absicht einer Mail reicht oft aus, um den großen Schaden zu vermeiden. Dabei helfen dir keine teuren Tools, sondern:

Denn letztlich ist es nicht die E-Mail selbst, die entscheidet, ob dein Unternehmen infiziert wird – sondern der Klick.

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